Bruno Mantovani's works are published by Editions Henry Lemoine
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Contemporary Music
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The desire to write Streets surfaced in May 2005, while I was walking through the streets of New York. The density of simultaneous human activity was such that it was almost impossible for me to isolate either the movement of one person chosen randomly within that collective, or the particular movement of a vehicle, without having that information disturbed by many other things. The perception of that universe, composed of infinite strata, could be resumed as a whole tending paradoxically toward stasis.
It is this phenomenon that I tried to transcribe in Streets, with the most animated and virtuosic passages being in fact those where listening evolves the least. Within an extremely limited harmonic context (the whole piece is based on a single chord), the discourse alternates between frenetic moments and periods in which calm is not synonymous with stasis. Influenced by what could be considered as "granular synthesis" as in the electronic music realm, I also tried to establish gradual transformations of identifiable elements into accumulative textures. Streets was a real compositional challenge for me, in the extent to which I excluded any juxtaposition while trying to preserve the energy of my writing style through a conception of form more directional than was customary. The challenge also influenced other aspects: I limited myself to a brief form (about fifteen minutes) when at the time that I wrote the work, I was more accustomed to imposing lengths (my opera, composed just before this piece, lasts two hours and thirty minutes), I chose to use a smaller ensemble (since 2001, I had been concerned only with chamber music or large orchestral works), and more incidentally, I wanted within the form, to create the setting for an energetic ending, something I had not done for many years. Streets, thus marks a radical re-evaluation of my language.
This work is dedicated to Pierre Boulez.
Bruno Mantovani
1 CD Kairos,
Le Sette Chiese - Streets - Eclair de Lune
Ircam, ensemble intercomtemporain, Susanna Mälkki (conductor)
Als ich 2005 in den Straßen New Yorks spazieren ging, bekam ich Lust Streets zu schreiben. Die Dichte der nebeneinander ablaufenden menschlichen Aktivitäten war so hoch, dass es mir quasi unmöglich war, eine einzelne Bewegung einer bestimmten Person in dem Gemenge oder das Vorbeifahren eines Autos so wahrzunehmen, dass diese Information nicht von vielen anderen überlagert worden wäre. Die Wahrnehmung dieses aus unendlich vielen Schichten bestehenden Universums verschmolz zu einer Einheit, die paradoxer Weise fast statischen Charakter annahm.
Dieses Phänomen versuchte ich, in Streets wiederzugeben, wo die belebtesten und virtuosesten Passagen de facto jene sind, wo sich das Hörerlebnis am wenigsten verändert. In einem Universum, wo die Harmonie höchst beschränkt ist (das ganze Stück beruht auf einem einzigen Akkord), pendelt der Diskurs zwischen frenetischen Augenblicken und Perioden, in denen Stille nicht gleichbedeutend mit Statik ist. Unter dem Einfluss dessen, was man im elektroakustischen Studio "Granularsynthese" nennt, versuchte ich, auch die progressiven Transformationen von identifizierbaren Elementen in sich anhäufenden Verkettungen darzustellen. Streets war für mich im Hinblick auf die Komposition insofern eine echte Herausforderung, als ich mir jegliche Gegenüberstellung verbot und gleichzeitig versuchte, die Energie des Schreibens in eine Konzeption fließen zu lassen, wo die Richtung in viel höherem Maße als gewohnt durch die Form bestimmt wird. Eine Herausforderung auch in anderer Hinsicht: Ich erlegte mir eine kurze Form auf - etwa fünfzehn Minuten -, obwohl ich zu jener Zeit, in der ich dieses Werk verfasste, eher an längere Zeiten gewöhnt war. (Die Oper, die ich gerade vor diesem Stück komponiert hatte, dauert zweieinhalb Stunden.) Ich wählte ein Ensemble von kleineren Dimensionen (obwohl ich mich seit 2001 nur mit den Bereichen der Kammermusik oder des großen Orchesters beschäftigt hatte) und ich wollte (dies nur als Bemerkung am Rande) über die Form die Bedingungen für einen energischen Schluss schaffen, was ich seit mehreren Jahren nicht mehr getan hatte. Streets stellt also eine radikale Infragestellung meiner musikalischen Sprache dar.
Dieses, vom Ensemble intercontemporain in Auftrag gegebene Werk, ist Pierre Boulez, dem Dirigenten der Uraufführung gewidmet.